BuddhaWeg-Sangha

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Fragen und Antworten

 

BUDDHA

 

Ein Bodhisattva gelobt, erst dann ins Nirvana einzutreten, wenn alle lebenden Wesen gerettet sind. Warum ist dann Buddha nicht wieder auf die Erde gekommen? War er kein großer Bodhisattva?

Doch! Er hat 45 Jahre seines Lebens damit verbracht, den Wesen zu helfen.

Auf Fragen nach seiner Bestimmung nach dem Tod hat Buddha nie geantwortet. Es kann sein, daß er sich bereits mehrmals als Zen-Meister oder buddhistischer Meister reinkarniert hat. In gewisser Weise kann man sagen, daß alle Meister der Weitergabe Reinkarnationen von Buddha sind. Denn sie geben seine Unterweisung weiter und setzen seine Handlungen fort. Er hat eine Weitergabe eingeleitet, die kein Ende hat. Das nennt man den Dharmakörper Buddhas. Buddha Shakyamuni, wie er um 563 v. Chr. im heutigen Nepal geboren wurde, verschwand 80 Jahre später. Aber das Dharma, das er weitergab, das die Essenz seines Lebens, die Essenz seiner Erfahrung war, wird weitergegeben und lebt.

Das ist die Bedeutung des Ketsumyaku, des Dokuments der Weitergabe, das man anläßlich der Ordination Bodhisattvas, Mönchen und Nonnen gibt. Ganz oben steht der Name Buddha Shakyamunis, dann kommen alle indischen, chinesischen und japanischen Meister der Weitergabe, dann kommt der Godo, der euch die Ordination gibt, und schließlich euer Name. All diese Namen sind durch eine rote Linie verbunden. Das ist die Spur des Blutes. Ketsumyaku bedeutet Weitergabe des Blutes, des Lebens. Nach eurem Namen hört die Linie nicht auf, sie steigt wieder auf und kehrt zu Buddha zurück. Das bedeutet, daß jeder von uns, wenn er in diesem Dojo Zazen praktiziert, den Dharmakörper Buddhas aktualisiert. Das ist jenseits von Geburt und Tod, ewig.

Über ein Leben nach dem Tod wollte sich Buddha nie äußern. Für ihn war das Nirvana kein Ort. Viele Leute halten das Nirvana für ein buddhistisches Paradies, so etwas wie das christliche Himmelreich, und schmücken es auf alle mögliche Weise aus. Aber in Wirklichkeit handelt es sich nicht um einen Ort, sondern eher um einen Geisteszustand. Einen Geisteszustand, der auftritt, wenn man hier und jetzt jenseits der Transmigrationen, jenseits der Anhaftungen ist. Es ist nicht wahr, daß der Bodhisattva dem Nirvana entsagt: Durch sein Gelübde und seine Praxis verwirklicht er das lebendige Nirvana. Das wahre Nirvana besteht nicht darin, sich von den Lebewesen zu trennen, sondern fähig zu sein, mit den Anhaftungen zu leben, ohne von ihnen abhängig zu sein.

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Du hast einmal davon gesprochen, dass Buddha über eine lange Zeit in den Welten der Wiedergeburt transmigriert ist, dass er viele Leben vor dem Leben als Shakyamuni hatte, dass er sich letztlich als Buddha Shakyamuni auf der Erde manifestiert, da das Erwachen erlangt hat und dass er nach dem Erwachen in das Nirvana eingegangen ist. Aber wenn Buddha doch ein Bodhisattva war, was ist passiert, dass er in das Nirvana eingegangen ist?

Buddha antwortet darauf im Lotus-Sutra. Er sagt, dass er während den 80 Jahren seiner Existenz den Eindruck erweckt hat, den Weg unter dem Bodhibaum praktiziert zu haben, erwacht zu sein, gestorben zu sein und dann in das definitive Nirvana eingegangen zu sein, um die Lebewesen anzuregen, den Weg mit Dringlichkeit zu praktizieren.

Er gibt das Beispiel eines Familienvaters, der Arzt ist und Kinder hat, die Gift verschluckt haben. Sofort hat er ein Heilmittel vorbereitet. Aber die Kinder wollen dieses Heilmittel nicht nehmen, denn das Gift zeigt noch keine Wirkung. In dem Augenblick erweckt der Vater den Eindruck, dass er stirbt. Die Kinder glauben, er sei tot. Da verfallen sie in Panik und sagen: „Unser Vater ist tot. Er wird uns nicht heilen können, wenn das Gift irgendwann wirklich wirken sollte. Da ist es doch besser, wir nehmen möglichst schnell das Heilmittel, das er vorbereitet hat.“ Also schlucken sie das Medikament und sind geheilt. In dem Augenblick erklärt der Vater, er sei nicht tot gewesen und habe den Toten nur gespielt, um die Kinder dazu zu bringen, dass sie das Mittel schlucken.

Und Shakyamuni sagt: „Das Gleiche habe ich auch in meinem Erdenleben getan. Ich habe den Weg gezeigt und ich habe die Dringlichkeit, den Weg zu praktizieren, dadurch gezeigt, dass ich gestorben bin. Denn der Tod kommt schnell. Das war eine Ermutigung für meine Schüler, den Weg des Erwachsen schnell zu praktizieren. Aber in Wirklichkeit habe ich das Erwachen nicht unter dem Bodhibaum realisiert. Ich habe das Erwachen bereits vor Milliarden von Jahren realisiert. Ich habe bereits viele erwachte Leben gelebt, und ich werde auch damit unbegrenzte Zeit fortfahren, als Erwachter zur existieren.“

Damit wischt er die Sichtweise eines definitiven Nirvanas, in dem er verschwunden sei, völlig weg. Das Leben eines Buddhas, eine Erwachten, geschieht in der Welt, im Samsara. Buddhas und die großen Bodhisattvas sind in dieser Welt, aber nicht von dieser Welt. Sie realisieren das Nirvana in dieser Welt. Einfach deshalb, weil sie den Bonnos ein Ende gesetzt haben, die die Leidensursache sind. Daher können sie in der Welt bleiben, ohne unter der Welt zu leiden. Sie manifestieren sich je nach der Epoche auf unterschiedliche Weise,.

Natürlich gibt es jede Menge Theorien, was ist mit dem ewigen Buddha, der nicht stirbt, passiert ist, als Shakyamuni Buddha gestorben ist. Im Mahayana-Buddhismus sieht man es allgemein so, dass der Buddha als Dharmakaya, als Dharma-Körper, weiter existiert. Dieser Dharmakaya existiert in allen Menschen, ist unsere wirkliche Buddha-Natur. Er manifestiert sich auch in den Phänomenen der Natur. Deshalb können alle Phänomene der Natur uns helfen, das Erwachen zu realisieren. Aber manchmal nimmt er auch die Form eines menschlichen Wesens an, das ein Buddha wird, wie der nächste, der Maitreya sein wird. Aber auch in den Zeiten zwischen der Existenz von Buddhas wie Shakyamuni und Maitreya existiert immer und überall der Dharmakaya. – Das ist eine Möglichkeit, die Dinge zu verstehen.

Die Frage nach dem definitiven Erlöschen Shakyamunis wird gut durch die Idee des Lotus-Sutras gelöst, dass Shakyamuni fortfährt, in dieser Welt zu existieren, dass er auf verschiedene Weisen erscheint, aber nicht verschwindet. So wie auch die Bodhisattvas das Gelübde ablegen, in dieser Welt zu bleiben. In bestimmter Weise war Buddha ein Bodhisattva, der auf der zehnten Erde des Bodhisattvas angelangt war und alle Qualitäten eines vollkommen Buddhas praktizierte, aber nicht verschwand. Aus der Sicht des Mahayana hat das Verschwinden im Nirvana keinen Sinn, denn das Nirvana ist kein Ort, der sich außerhalb der Welt befindet. Nirvana und Samsara waren nie getrennt. Das Samsara selbst ist Nirvana, je nachdem, wie man mehr oder minder erwacht im Samsara lebt. Samsara kann unmittelbar Nirvana werden, wenn man dieses Samsara auf erwachte Weise lebt.

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In der Rezitation tauchen, bevor wir den Namen Buddha Shakyamunis erwähnen, sechs andere Buddhas auf. Ich gehe davon aus, dass das Buddhas der Vergangenheit sind, also Buddhas vor Shakyamuni. Ihre Bedeutung würde mich interessieren.

Buddha selbst hat gesagt, dass er einer unter unzähligen Buddhas ist. Er hat nie gesagt: „Ich bin der einzige Buddha.“ Er hat gesagt, dass er selbst unter dem Buddha Dipankara den Weg praktiziert.

Im Buddhismus gibt es die Vorstellung, dass es keinen Ursprung der Welt gibt, dass es immer Zyklen gegeben hat, dass die Welt eine Entwicklung durchläuft: Sie wird geboren, stirbt und eine neue Welt entsteht. In jede Welt kommt eines Tages ein Buddha. Das ist eine sehr weite Sicht des Kosmos. In diesen unzähligen Systemen – heute spricht man von Galaxien und planetaren Syste-men – gibt es mit Sicherheit Buddhas. Denn Buddha zu werden ist eine natürliche Entwicklung des Lebens. Es ist der Höhepunkt einer Entwicklung. Also gibt es notwendigerweise auch jetzt Buddhas in anderen planetaren Systemen. – Es ist wichtig, diese weite Vision eines kosmischen Systems zu haben, die unbegrenzt ist.

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Der Bodhisattva, der in der Welt der Illusionen bleibt, um den anderen zu helfen, ist unser Ideal. Aber warum ist Buddha ins endgültige Nirvana gegangen und nicht in dieser Welt geblieben?

Dem Lotus-Sutra zufolge ist er in unserer Welt geblieben, aber er manifestiert sich in anderer Gestalt. Dies ist ein etwas heikles Problem. Er selbst hat nie gesagt, was nach seinem Tod aus einem vollkommenen Buddha wird, wohin er geht, was im Nirvana geschieht. Daher haben Buddhologen Theorien dazu entwickelt. Was wir von Buddha kennen, ist sein Leben als Bodhisattva.

Ich glaube, dass die Inder zur Zeit Shakyamunis vom Nirvana besessen waren, nicht nur seine Schüler oder Anhänger, sondern auch die Hindus. Auch im Hinduismus existiert das Nirvana. Es war seine Idealvorstellung. Um die Inder zu ermutigen, den Weg zu praktizieren, lehrte Shakyamuni als geeignetes Mittel das endgültige Nirvana: Wenn ihr den Weg praktiziert, werdet ihr nicht mehr in dieser Welt wiedergeboren.

Fünf Jahrhunderte später waren die Menschen viel weniger am endgültigen Nirvana interessiert. Besonders die Chinesen dachten nicht wie die Inder. Da war das Bodhisattva-Ideal viel ausgeprägter.

Ich denke, dass das Bodhisattva-Ideal für uns sehr angemessen ist. In diesem Ideal ist das Leben und die Praxis hier und jetzt nicht vom Nirvana getrennt. Wenn man wirklich mit einem Bodhisattva-Geist praktiziert, hat man einen Geist frei von jeder Art von Ichbezogenheit oder egoistischer Anhaftung. Dann verwirklicht man hier und jetzt diese innere Befreiung und den inneren Frieden inmitten der Phänomene. Dies ist keine Idealvorstellung, die nach dem Tod zu einer kompletten Vernichtung im Nirvana führt.

Manchmal hört es sich so an, z.B. im Vimalakirti-Sutra, als wäre das Bodhisattva-Dasein eine Art Vorstufe zur Buddhaschaft. Da frage ich mich, wann ein Bodhisattva entscheidet, endgültig ins Nirvana einzutreten.

Er entscheidet, ins endgültige Nirvana einzutreten, wenn er Schüler hat, deren Idealvorstellung dies ist. Er lässt sie glauben, ins Nirvana einzutreten, und benutzt diese Unterweisung als geeignetes Mittel. Es klingt widersprüchlich, wenn ein Bodhisattva ins endgültige Nirvana eintreten und diese Welt verlassen will. Das Lotus-Sutra lehrt die große Neuigkeit, dass Buddha niemals ins endgültige Nirvana gegangen ist. Im fünfzehnten und sechzehnten Kapitel sagt Buddha: „Ich bin bereits seit sehr langer Zeit erwacht, nicht erst vor fünfundvierzig Jahren unter dem Bodhibaum, und ich werde diese Welt niemals verlassen.“


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