BuddhaWeg-Sangha

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Fragen und Antworten

 

ENTSCHLOSSENHEIT

 

Im Laufe der Jahre habe ich den Eindruck bekommen, dass der Glaube, den ich in die Unterweisung Buddhas habe, sich vertieft, und darüber bin ich glücklich. Wie du weißt, habe ich auf der anderen Seite große Zweifel, wie ich diesen Glauben in mein Leben konkret einbinden kann. Vor einigen Jahren hat der mittlerweile verstorbene Dojo-Verantwortliche von Maredsous mir das Logo seines Dojos gezeigt und gesagt, dass die drei Striche Glaube, Zweifel und Entschlossenheit bedeuten. Kannst du mir den Begriff Entschlossenheit erklären?

Entschlossenheit ist die Entscheidung, mit der Praxis weiterzumachen, egal was geschieht, trotz der Zweifel. Man muss den Zweifel als Teil des Glaubens betrachten. Es gibt keinen Glauben ohne Zweifel und keine Zweifel ohne Glauben. Wenn man das versteht, ist man nicht von seinen eigenen Zweifeln verschreckt, man findet sie normal. Zweifel sind die Gelegenheit, unseren Glauben zu vertiefen. Sie bestärken unsere Entschlossenheit weiterzumachen und über die anscheinenden Widersprüche unseres Geistes hinaus zu gehen.

Kannst du mir ein Beispiel deiner Zweifel nennen?

Manchmal frage ich mich, was meine Aufgabe als Zen-Schülerin in diesem und im zukünftigen Leben ist.

Deine Aufgabe könnte unter anderem sein, in der Zukunft die Verantwortliche des Brüsseler Dojos zu werden. Ich glaube, dass du die Fähigkeiten dazu hast. Dies würde der Sangha einen Dienst erweisen. – An welche Art von Mission denkst du?

Für mich ist es schwer, zwischen einer gesunden Entschlossenheit und einer versessenen Willenskraft zu unterscheiden.

Deine Entschlossenheit ist positiver Art. Sie drückt Glaube und Vertrauen in den Weg aus und lässt sich nicht von Zweifeln ins Wanken bringen. Sie wird durch das Verständnis bestärkt, dass man den Weg letztlich nicht mit seinem eigenen Ego realisieren kann.

Unsere Willenskraft hat Grenzen. Wenn wir uns statt ihr der Zazen-Praxis und der Praxis des Weges mit der Sangha, dem Gyoji, widmen, wird diese Praxis, dieses Gyoji selbst Erwachen. Weil wir dies spüren, weil wir uns dank dieser Praxis in unserem Leben freier fühlen, weil wir weniger Schwierigkeiten haben, wird unsere Entschlossenheit durch die Erfahrung verstärkt. Dabei muss es die Praxis sein, die uns zieht.

Was du versessene Willenskraft nennst, ist das Ego, das begreifen, das etwas erreichen will. Zum Beispiel will es die Richtung nicht ändern und sich nicht in Frage stellen. Diese Art von Willenskraft, die vom Ego her kommt, gerät mit dem Weg in Konflikt. Daher wird sie zur Quelle von Leiden. Dies führt zu einem Teufelskreis: Wenn man unter dem Weg, den man praktiziert, leidet, gibt es keinen Ausweg. Man sagt sich z.B.: „Ich praktiziere nicht genug. Mein Wille ist zu schwach.“ Dann neigt man dazu, seine Versessenheit zu verstärken, anstatt sie loszulassen.

Eine gute Art, um die Entschlossenheit zu stärken, ohne versessen zu werden, ohne zu sehr den Willen zu nutzen, ist, sich wirklich dem Weg zu widmen. Um zum Beispiel Dojo-Verantwortliche zu werden, muss man völlig Vertrauen in den Weg haben. Nicht ICH will alle Probleme des Dojos lösen, nicht ICH werde die Leute dazu bringen, mit dem Geist des Erwachens zu praktizieren. Gerade indem man sein eigenes Ego beiseite schiebt, wird man zum Kanal, durch den der Geist des Weges strömt.

Ich wiederhole gern die Worte Enos, des sechsten Patriarchen, zum Gelübde der Bodhisattvas, alle Wesen zu retten: „Ich, Eno, der sechste Patriarch, kann niemanden retten. Aber die Wesen können durch ihre eigene Buddha-Natur gerettet werden.“ Diesen Glauben, dieses Vertrauen in die Buddha-Natur, die wir mit allen Wesen teilen, ermöglicht es uns, die Praxis mit den anderen mit Entschlossenheit fortzuführen, ohne eine übermäßige persönliche Willensanstrengung nötig zu haben. Man sagt sich: „Natürlich versuche ich zu helfen, aber ich weiß sehr gut, dass meine Hilfe begrenzt ist.“ Vor allem besteht die Hilfe darin, die Menschen auf den richtigen Weg zu führen, ihnen die Richtung zur rechten Praxis zu zeigen und sie dahin zu bringen, dass sie selber vom Weg gezogen werden.





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