BuddhaWeg-Sangha

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Fragen und Antworten

 

IDENTITÄT

 

Bedeutet man selbst werden, wie es in der Unterweisung gesagt wurde, dass es eine Form der kosmischen Identität gibt?

Ja. Die kosmische Identität ist Ku, Leerheit. Sie ist nichts, was man ergreifen kann. Sie ist etwas, das sich nicht in das einschließen lässt, was man normalerweise Identität nennt.

Normalerweise sagt man ‚meine Identität’ mit Bezug auf bestimmte Kriterien: „Ich bin jemand, der so und so ist.“, also anders als die anderen. Unsere Identität baut sich aus Unter-scheidungen und Trennungen auf. Diese Identität ist etwas Konstruiertes, ein geistiges Produkt. Im Grunde, in der Wirklichkeit, hat sie keine feste Substanz.

Diese Dimension unseres Lebens ohne feste Substanz zu erfahren, ist unsere wirkliche Iden-tität. Denn darin ist man mit allen Wesen des Universums identisch. Der gemeinsame Punkt zwischen uns und allen Existenzen ist, dass wir ohne Substanz sind. Das ist wirkliche der gemeinsame Punk vom Atom bis zur Galaxie. Berge, Flüsse, Menschen, alle Existenzen existieren nur in wechselseitiger Abhängigkeit voneinander, d.h. sie sind ohne feste, eigene Substanz. Das ist es, was ich meine, wenn ich von einer ‚wirklichen’ Identität spreche. Die wirkliche Identität ist keine Identität.

Wenn man das Wort Identität benutzt, meint man, dass etwas identisch bleibt. Aber in Wirk-lichkeit gibt es nichts, was immer gleich bleibt. Alles ändert sich unablässig. Unsere wirkliche Identität ist, dass wir unbeständig und ohne Substanz sind. Das wirkliche Selbst ist das Nicht-Selbst.

Man selbst zu sein bedeutet, in Harmonie mit der Unbeständigkeit zu sein?

Genau. - Das ist etwas anderes, als wenn man in der Persönlichkeitsentwicklung davon spricht, man selbst zu werden. Dort geht es darum, seine Wünsche zu befriedigen: „Bisher habe ich mich immer so verhalten, wie meine Familie es wollte. Jetzt will ich endlich ich selber sein. Ich will meine eigenen Wünsche befriedigen.“ Das heißt aber eigentlich, dass man sein Ego verwirklichen will. Es ist im Allgemeinen das Ziel von Therapien und von Techni-ken der Persönlichkeitsentwicklungen, das Ego zu stärken.

Zen fängt genau jenseits davon an, indem man realisiert, dass das eine Illusion ist. Seine Zeit damit zu verbringen, so zu werden, wie die anderen es erwarten, ist eine Illusion. Aber sich mit seinen Wünschen identifizieren zu wollen, ist auch eine Illusion. Zen ist also wirklich sich mit dem zu harmonisieren, was man das Dharma, die kosmische Ordnung, nennt, mit der wirklichen, der tiefsten Natur der Existenz – also mit der Unbeständigkeit, der wechselseiti-gen Abhängigkeit, dem Nicht-Selbst. Das impliziert nicht nur ein intellektuelles Verständnis, sondern auch ein wirkliches Loslassen und ein sich mit dieser Dimension Harmonisieren. Wenn man sich damit harmonisiert, resultiert daraus eine große Befreiung, eine wirklich radikale Lösung aller Leidensursachen. Das hat Buddha ‚Nirvana’ genannt, das Verlöschen aller Geistesgifte, das Verlöschen von Gier, Hass und Verblendung.

Wenn es heißt, dass das wahre Leben die Harmonie mit der kosmischen Bewegung ist, was sind dann die Gesetze dieser kosmischen Bewegung?

Oh, es gibt viele Arten von Gesetzen. Aber die grundlegenden Gesetze sind das der Unbestän-digkeit und das der wechselseitigen Abhängigkeit. Es reicht für unser Leben, das zu verstehen. Denn das bedeutet, einen geschmeidigen Geist anzunehmen, der auf nichts verweilt, einen offenen Geist, der mit Empathie funktionieren kann, Empathie mit allen lebenden Wesen, mit denen wir die gleichen Bedingungen teilen. Also weniger egoistisch und viel solidarischer mit den anderen zu sein, mit mehr Mitgefühl, mit mehr Wohlwollen zu sein.

Das ist die natürlichen Haltung der Bodhisattvas, die diese Dimension der Existenz realisiert haben. Sie ist ein Träger von wirklichen Werten, die unserem Leben einen Sinn geben.

Wenn du einen wissenschaftlichen Geist hast, kannst du die kosmischen Gesetze untersuchen. Aber da geht es um eine andere Ebene, z.B. um Gesetze der Meteorologie, Gesetze des Blut-kreislaufs, Gesetze der Biologie. Es gibt viele Gesetze. Aber sie funktionieren alle im selben Prozess von wechselseitiger Abhängigkeit und Unbeständigkeit. Es gibt keine Existenz im Universum, von der kleinsten bis zur größten Einheit, vom Atom und bis zur Galaxie, die nicht den Gesetzen der Unbeständigkeit und der wechselseitigen Abhängigkeit unterworfen ist.

Der menschliche Geist liebt es, die Gesetze zu untersuchen, die die verschiedenen Bereiche der Existenz bestimmen, um in der Lage zu sein, sie zu beherrschen. Um die ökonomische Krise meistern zu können, studiert man z.B. die Gesetze der Ökonomie.

Wenn man von der Lehre Buddhas durchdrungen ist, wird man die Dinge untersuchen wollen, die das dazu beitragen, das Leid zu lösen und Gutes um einen herum zu schaffen. Es ist z.B. gut, Medizin, Psychotherapie oder ähnliches zu studieren; also etwas, was wirklich dahin führt, die Probleme der Menschen zu lösen.


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