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SELBSTVERTRAUEN

 

Kannst du ausführen, worin der Unterschied zwischen Reue und von Schuld besteht?

In Schuld liegt immer etwas Krankhaftes. Man fühlt sich auch immer gegenüber jemandem schuldig, während bereuen einfach ein Bedauern ist, einen Irrtum begangen zu haben. Es bezieht sich nicht auf eine bestimmte Person. Reue ist das Gefühl, sich in Bezug auf die Wahrheit unseres Lebens getäuscht zu haben, einen falschen Schritt gemacht zu haben. Daher liegt im Bereuen etwas Stimulierendes, denselben Irrtum nicht noch einmal zu begehen. Wenn man bereut, ist man sich bewußt, daß man einen falschen Schritt getan hat, nicht allein einen Fehler anderen gegenüber, sondern einen Fehler bezüglich der richtigen Verhaltensweise in seinem Leben. Man hat sich gegenüber sich selbst getäuscht, weil man etwas gemacht hat, das gegen die eigene Natur geht. Selbstverständlich kann dieser Irrtum Auswirkungen auf andere Personen gehabt haben, andere leiden gemacht haben. Es ist gut, sich dessen bewußt zu sein und sich für das Leid, das man bei anderen ausgelöst hat, zu entschuldigen.

Wesentliche am Bedauern ist aber, daß es uns stimuliert, in Zukunft anders zu handeln. Meister Deshimaru war, wenn wir uns geirrt haben, sehr streng. Wenn man versuchte, Entschuldigungen zu finden, gute Ausreden, war er ziemlich sauer. Aber in dem Augenblick, in dem man sagte: „Ja, ich habe mich wirklich geirrt“, und er den Eindruck hatte, daß man den Irrtum tatsächlich verstanden hatte und ihn bedauerte, sagte er: „Halb so wild, begehe den Irrtum nur nicht noch mal.“

Bereuen heißt, seine Fehler und Irrtümer nicht leicht nehmen, sondern sich tief getroffen fühlen von der Tatsache, daß man sich getäuscht hat. Aber daraus entsteht kein Schuldgefühl, das dazu führt, daß man sich schlecht und wertlos fühlt. Manche haben dieses, teilweise unbewußte, Gefühl, das ein Hindernis auf dem Weg der Weiterentwicklung wird. Wenn man diese Personen für einen bestimmten Fehler kritisiert, sind sie so von Schuldgefühlen überschwemmt, daß sie sich völlig in Frage gestellt fühlen. Das führt zu Depressionen, und sie kommen nicht voran.

Demgegenüber ist das Bereuen etwas Gesundes. Es bedeutet einfach, den Irrtum einzusehen, zu verstehen und sich zu sagen: „Das mache ich wirklich nicht noch mal.“ Sehen, warum man den Irrtum begangen hat, und von dem Irrtum aus Fortschritte machen, indem man ihn nicht noch einmal begeht.

Man versteht nie ein Gebot so gut, wie wenn man es übertreten hat und sich seines Irrtums bewußt wird. Solange man sich sagt: „Ach, dies oder jenes sollte man nicht tun“, weil die anderen es fordern, handelt es sich um äußere Moral: Man versucht, sich einer Vorstellung von "gut" gegenüber konform zu verhalten, die andere uns eingeprägt haben. Man spürt das nicht von innen. Aber eines Tages wird man sich, dank eines Irrtums, dank der Überschreitung eines Gebotes, plötzlich bewußt, daß das ein Irrtum ist. Wenn man das wirklich spürt, wenn man wirkliche Reue spürt, ist man stimuliert, das nicht noch mal zu machen, weil man in der Tiefe seines Körpers und Geistes empfunden hat, wo das Verhalten falsch war, wie man seine wahre Natur und auch die wahre Natur seiner Beziehung zu anderen verraten hat.

Warum stellst Du diese Frage?

Ich erlebe das in meiner Familie: Ich habe eine Tochter, die sich sehr starke Schuldgefühle macht. Ich habe Schwierigkeiten, dieser Situation ins Auge zu sehen. Ich sage mir: „Wenn man Leid auslöst und sich dann schuldig fühlt, ist das kein Mitgefühl.“

Wenn ich jemanden leiden mache, empfinde ich Reue, nicht Schuld. Ich sage mir, dass ich das nicht noch mal tun sollte. Ich spüre das Leid, das ich hervorgerufen habe. Aber das wirft mich nicht in innere Schuldgefühle. Ich sage mir: „Ich habe einen Fehler gemacht und mache ihn nicht wieder.“ Das berührt bei mir kein unbewußtes Schuldgefühl. Das Problem ist, daß es Leute gibt, die diese unbewußte Schuldgefühle haben.

Im Buddhismus spricht man mehr von Irrtümern als von Fehlern. Das ist der Unterschied zwischen Schuld und Reue. Wenn man Schuldgefühle hat, sagt man sich: „Ich bin wirklich schlecht.“ Dieser Mangel an Selbstvertrauen wird ein Hindernis für die Praxis des Weges.

Das berührt einen wichtigen Punkt unserer Praxis. Man sagt, daß es für einen Bodhisattva sehr wichtig ist, Selbstvertrauen zu haben, Vertrauen zu allen Wesen. Vertrauen haben, daß niemand schlecht ist, sondern jeder in der Tiefe die Buddha-Natur hat. Oft verrät man aufgrund von Täuschungen, aufgrund der Unkenntnis unserer wahren Natur, aufgrund aller möglichen Konditionierungen diese Buddha-Natur. Aber wenn man tiefes Selbstvertrauen hat und einen Irrtum wahrnimmt, wird dieser Irrtum dazu beitragen, daß man die Buddha-Natur, die man in sich hat, tiefer respektiert. Das ist ein positiver Stimulus.

Demgegenüber hält man sich bei Schuldgefühlen für völlig wertlos, in seinem Wert herabgesetzt, verneint. Wenn man kein Selbstvertrauen hat, ist es sehr schwer, Vertrauen in den Weg und da hinein zu haben, daß man den anderen helfen kann. Das ist ein Problem des Vertrauens in die Buddha-Natur, oder, um mit christlichen Begriffen zu sprechen: in die göttliche Essenz unserer Existenz. In der Tiefe des Ich ist nichts Schlechtes. Es gibt Irrtümer, aber keine Fehler.

 

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