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STOLZ

 

 

Ich habe eine Frage zu dem Gebot, nicht stolz zu sein. Ist Stolz als Gefühl oder als Charaktereigenschaft so negativ, dass man ihn überwinden sollte?

Stolz ist eine Illusion: Man stuft sich höher ein als die anderen, wenn man glaubt, man sei besser, tiefgehender, man habe mehr verstanden. Das ist wirklichkeitsfremd. Die Haltung, sich höher einzustufen als die anderen, ist bereits der Beweis dafür, dass man es nicht ist.

Stolz ist eine der dümmsten Illusionen. Sobald man ihm verfällt, stellt er sich wirklich als illusorisch dar. Ich glaube nicht, dass er eine Eigenschaft ist, sondern einfach ein Gedanke, eine Illusion, die sich manchmal manifestiert und manchmal nicht. Ich glaube nicht, dass man ständig stolz ist. Es ist eine Haltung, die in gewissen illusorischen Momenten auftaucht, und es ist wichtig, ihr schnellstens gewahr zu werden, zu lächeln und sie vorbeiziehen zu lassen.

Wenn man sich eingehender damit beschäftigen möchte, stellen sich die Fragen: „Wodurch wird Stolz erzeugt? Warum wird man stolz?“ - Manchmal weil man an dem hängt, was man realisiert hat. Dabei existiert das, was man realisiert hat, gar nicht mehr. Es ist bereits vorbei. Man kann das, was man realisiert hat, nicht festhalten. Manchmal ist man stolz, weil man sich selber nicht versteht und sich für anders hält, als man ist. Zum Beispiel hält man sich für sehr intelligent und glaubt, alles verstanden zu haben, anstatt zu sehen, dass unser Verständnis klein und begrenzt ist im Vergleich zu den Mysterien des Kosmos.

Wenn man im Gegensatz dazu realistischer wird, wird man demütiger. Nicht indem man sein Ego erniedrigt und sagt, es wäre schlecht, man müsse es niedermachen, sondern indem man einfach realistisch ist. Ich denke, dass wir weder besonders groß, besonders stark oder intelligent sind, noch das Gegenteil davon. Beide Haltungen sind schlecht. Die Haltung, sich selber nicht zu lieben, ist ebenfalls schlecht. Beide Haltungen sind illusorisch. Unsere Praxis besteht darin, realistischer zu werden und zu sehen, dass wir wunderbare Seiten haben. Wie alle Wesen sind wir einerseits Buddha, haben aber auch teuflische Seiten, Anhaftungen, dunkle Seiten. Wir sind fähig, Leiden um uns herum zu schaffen. Und wir sind auch fähig, uns von einem Augenblick zum anderen völlig zu ändern. Das müssen wir uns bewusst machen. Wir müssen dies begreifen, damit wir nicht auf einer Haltung stehen bleiben, weder auf einer völlig negativen Haltung: „Ich bin der Schlechteste von allen.“, noch auf der entgegen gesetzten Haltung: „Ah, ich bin Buddha.“ In beiden Haltungen hängt man an etwas, und das ist illusorisch.

Warum hast du diese Frage gestellt?

Als wir im Dojo über dieses Gebot gesprochen haben, hörte ich zwei Meinungen heraus. Die eine war: „Stolz ist schlecht, wenn ich andere dadurch abwerte“, die andere war: „Stolz kann schön sein, wenn man auf etwas zurück blickt, was man geschafft hat oder wenn man sich von etwas gelöst hat“. In mir ist beides.

Bei dem Gebot über den Stolz geht es darum, sich nicht über die anderen zu stellen und die anderen zu erniedrigen. Wenn man zum Beispiel etwas Gutes getan hat und zufrieden ist, wenn man sich zum Beispiel einer Illusion entledigt hat, und sich freut und Befreiung empfindet, ist das nicht schlecht. Es ermutigt und hilft dabei so weiterzumachen. Man darf sich nicht immer unterdrücken. Wenn man umgekehrt sagt: „Ich habe mich von der Liebe gelöst. Solche Illusionen habe ich nicht mehr.“ und man sich an diese Idee von sich selbst klammert, dann ist dieses Verdienst des Loslassens augenblicklich aufgehoben durch die Illusion, dass man glaubt, etwas erfasst zu haben. Das ist sehr heikel.

Also ist Stolz erlaubt, man darf nur nicht daran festhalten?

Ja, nur ganz kurz. Er kann ein Heilmittel sein. Stolz ist wie alles andere weder gut noch schlecht. Es hängt vom Moment und von der Person ab. Da sind zum Beispiel sehr pessimistische Menschen, die eine geringe Meinung von sich haben und ein bisschen depressiv sind. Es ist gut, ihnen zu sagen: „Schau, das hast du gut hingekriegt. Das hast du geschafft!“ Es ist Teil der Erziehung gute Seiten hervorzuheben. Wenn eine Person anfängt stolz zu werden und zu sagen: „In diesem Dojo bin ich der einzige, der arbeitet, die anderen sind faul und verstehen nichts von Zen.“, muss man ihr im Gegenteil ein bisschen auf den Kopf schlagen.

Beides sind Heilmittel, man muss das Gleichgewicht finden. Es kann ein Gift sein oder eine Arznei. Am besten bleibt man realistisch. Man ist weder so gut noch so schlecht, wie man glaubt.

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